Samstag, 2. Juni 2012

Fallbeispiel "Luis"

Zu Übungszwecken hier mal ein von mir im Rahmen einer Hausarbeit erstelltes Fallbeispiel:


Berufliche Handlungssituation

Ich arbeitet als Erzieherin in einer KiTa einer Kleinstadt. Die Öffnungszeiten sind von 7 Uhr bis 17 Uhr, da viele Eltern berufstätig sind. Ich betreue zusammen mit einer weiteren Erzieherin und einer Berufspraktikantin eine Gruppe von 24 Kindern im Alter von 3 bis 6 Jahren. Gruppenübergreifend steht eine Heilpädagogin zur Verfügung.
Die Kinder kommen aus Familien unterschiedlicher sozialer Schichten, der Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund liegt bei etwa einem Viertel.
Die KiTa liegt am Rande eines ruhigen Wohngebietes, nah am Wald. Der Gruppenraum ist in mehrere Ebenen aufgeteilt, um viel Platz zum Bewegen zu schaffen. Desweiteren gibt es einen Nebenraum, der sowohl als Schlafraum, als auch zum Kuscheln und als Leseecke genutzt wird.
Schwerpunkt in der pädagogischen Arbeit sind Bewegung und Musik, es wird situationsorientiert und teiloffen gearbeitet. Es besteht eine gute Zusammenarbeit mit der Musikschule, deren Räumlichkeiten und Instrumente regelmäßig von der KiTa genutzt werden können.
Die Arbeit in der Gruppe und auch im Team macht mir großen Spaß. Vor kurzem habe ich meine Zusatzqualifikation „Fachkraft für elementare Sprachförderung“ abgeschlossen und freue mich darauf, dieses Wissen in den Gruppenalltag einbringen zu können.

Luis ist 3 Jahre alt und seit 2 Monaten, nach einem Umzug und einer neu aufgenommenen Berufstätigkeit der alleinerziehenden Mutter, in meiner Gruppe.
Er spricht kaum und wenn nur undeutlich, ein von mir erstellter und bearbeiteter Beobachtungsbogen erfasst einen geringen Wortschatz und kaum 2-Wortsätze („Trinken haben“).
Luis ist sehr schüchtern, beobachtet lieber die anderen Kinder und ergreift kaum Initiative mit ihnen zu spielen. An den aktuell sehr beliebten Rollenspielen zeigt er kein Interesse.
Lieber nutzt er allein die vielen Bewegungsmöglichkeiten im Raum und draußen im Garten. Wenn gesungen wird sitzt er zwar meist etwas abseits der Gruppe, summt allerdings die Melodie mit und hört sehr aufmerksam zu.
Obwohl er eigentlich trocken ist, nässt er im Gruppenalltag regelmäßig ein.

Im Elterngespräch mit der Mutter kam heraus, dass Luis schon als Baby eher ruhiger war und spät mit dem Sprechen begonnen hat. Nach dem Abholen und an den Wochenenden darf Luis meistens Fernsehschauen, damit seine Mutter in Ruhe die Hausarbeit erledigen kann. Sie spricht wenig mit ihrem Sohn weil sie der Meinung ist, dass er sie eh nicht versteht, denn er antwortet kaum auf ihre Fragen.
Mir ist beim Abholen aufgefallen, dass die Mutter Luis oft Antworten abnimmt („Hast Du Hunger? Ja, du musst ja Hunger haben, deine Brotdose ist ja noch voll.“) und ihn oft verbessert, wenn er undeutlich spricht oder einen Fehler macht. Den Vorschlag, dass die Heilpädagogin Luis Sprechverhalten genauer beobachtet lehnt die Mutter ab, mit ihrem Sohn sei alles in Ordnung, er wäre nur etwas zurückhaltender.
Die Zusammenarbeit mit der Mutter gestaltet sich als schwierig.
Ich bin unsicher über meine weitere Vorgehensweise was Luis betrifft.
Gemeinsam im Team und mit der Heilpädagogin möchte ich nun überlegen, wie wir Luis weitere Entwicklung fördern und dabei die Mutter mit einbeziehen können.

Aufgabe:
Analysieren sie die berufliche Handlungssituation aus psychologischer und heilpädagogischer Fachperspektive.