Mittwoch, 30. Mai 2012

Bedeutung der individuellen Eingewöhnung (Krippe)

Von der Mutter-Kind-Bindung zur Bezugserzieherin-Kind-Beziehung

- der Übergang in die Krippe wird gemeinsam von den Eltern, dem Kind und der Bezugserzieherin gestaltet
- die Eingewöhnungsphase sollte behutsam, positiv und individuell gestaltet werden
- Eingewöhnung geschieht elternbegleitend, bezugspersonenorientiert und abschiedsbewusst

Elternbegleitet
* Elternteil als emotionale Basis und "sicherer Hafen", um die neue Umgebung und die Bezugserzieherin kennenzulernen

Bezugspersonenorientiert
* Bezugserzieherin widmet sich ganz dem Kind, versucht eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen
* Ziel: Bezugserzieherin wird zur sicheren basis für das Kind

Abschiedsbewusst
* klare Gestaltung des Abschieds wichtig
* Rituale als Hilfe
* Kind soll bewusst werden, dass Elternteil zurückkommt

Ziel einer individuellen, begleiteten Eingewöhnung:
- Kind kann, ausgehend von der sicheren Basis seiner primären Bindungsperson, zu seiner Bezugserzieherin Vertrauen fassen und die zunächst fremde Umgebung der Einrichtung erkunden

!! Erzieher bauen keine Bindungen zum Kind auf, sondern Beziehungen !!


Anzeichen einer gelungenen Eingewöhnung:
- Kind sucht aktiv Trost bei der Bezugserzieherin und wird von dieser getröstet

!! Erzieher-Kind-Beziehungen sind nicht von der Qualität der Mutter-Kind-Bindung abhängig und können die Beziehung zur Mutter auch nicht ersetzen !!
!! ErzieherInnen steht es nicht zu, die Bindungsqualität zwischen einem Kind und seinen primären Bezugspersonen zu beurteilen !!

Eigenschaften der Erzieher-Kind-Bindung
* Zuwendung (Interaktion, Bedürfnisbefriedigung, Wertschätzung, Empathie)
* Sicherheit (Kind fühlt sich sicher, fasst Vertrauen, lässt sich trösten)
* Stressreduktion (bei Ängsten / Problemen durch Spiegeln, aktives Zuhören, Handeln)
* Explorationsverhalten unterstützen
* Assistenz bei Grenzen (was darf das Kind, wo sind räumliche Grenzen, Grenzen bei Werten / Normen)

- die Bezugserzieherin wird vom Kind meist vor allen anderen Betreuungspersonen bevorzugt
- ein Verlust (zB. durch Mutterschaft, längere Krankheit, Arbeitsplatzwechsel) wäre ein emotional sehr belastendes Ereignis für das Kind; wiederholt sich der Verlust, kann das Auswirkungen auf die Bereitschaft zum Aufbau einer vertrauensvollen Erzieher-Kind-Beziehung haben;


Aufgaben einer Krippenerzieherin bei der Betreuung von U3-Kindern
1. Lebensjahr
- auf kindliche Signale achten (kann sich sprachlich noch nicht ausdrücken)
- eigenen Schlafrhythmus berücksichtigen
- Beziehungsaufbau über Pflegesituation
- prompte Reaktion bei Bedürfnisbefriedigung (Bindungssystem wird in kurzen Abständen aktiviert)

2. Lebensjahr
- Sicherheit in der Fremdelphase bieten
- Entwicklung des Ich Bewusstseins unterstützen
- Unterstützen im Umgang mit aggressiven Verhaltensweisen und negativen Gefühlen (Ärger, Wut)
- Akzeptieren des kindlichen Gemütszustandes
- Unterstützen bei beginnender Autonomiephase

3. Lebensjahr
- Autonomiephase unterstützen
- zielkorrigierte Partnerschaft: Beziehungsgestaltung durch das Kind zulassen
- Explorationsverhalten unterstützen
- bewussten Abschied von der Krippe vorbereiten (mit Kind und Eltern gemeinsam)

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