Mittwoch, 30. Mai 2012

Entwicklung der Geschlechtsidentität im Krippenalter

- durch Experimente hat man herausgefunden, dass Kinder bereits sehr früh Unterschiede zwischen den Geschlechtern wahrnehmen

3 - 6 Monate
* Unterscheidung von weiblichen und männlichen Stimmen

9 - 12 Monate
* Unterscheidung von männlichen und weiblichen Gesichtern
* Zuordnung von Stimmen zu den Gesichtern

10 - 14 Monate
* Kind betrachtet in Filmen das eigene Geschlecht länger

bis 24 Monate
* Unterscheidung zwischen "weiblich" und "männlich" möglich
* ungefähre Zuordnung von Gegenständen und Verhaltensweisen zum jeweiligen Geschlecht
* zum Geschlecht passendes Spielzeug wird bevorzugt
* eigenes Geschlecht kann noch nicht kategorisiert werden
* Differenzierung durch äußere Merkmale (Haarlänge, Kleidung), noch nicht durch die Geschlechtsorgane

bis 36 Monate
* noch kein Verständnis dafür, dass das Geschlecht unveränderlich ist und ein Leben lang beibehalten wird (Geschlechtskonstanz)
* begrenztes Wissen über die Verhaltensunterschiede der Geschlechter


Geschlechterbewusste Erziehung

- Kinder müssen unterstützt werden, ihre eigene Geschlechtsidentität ohne einengende Zuschreibungen zu entwickeln
- Entwicklungspotenziale von Jungen und Mädchen unabhängig von der Geschlechtstypisierung fördern
- Erziehung zu geschlechtsstrereotypem Rollenverhalten oft unbewusst; Bewusstmachung und Reflexion unerlässlich für eine Erziehung zur Gleichberechtigung
- bei Mädchen oft keine direkte Benennung der Geschlechtsorgane, sondern nur eine Defizitbenennung (kein Penis); in Zusammenarbeit mit den Eltern sollte auf dieses Thema behutsam eingegangen werden

Prinzipien einer "geschlechtergerechten" Erziehung:
*  Mädchen und Jungen sind gleichwertig und gleichberechtigt, aber nicht gleich
* Gemeinsamkeiten der Geschlechter (Intelligenz, Fähigkeiten, Persönlichkeit, Begabungen) sind größer als die Unterschiede zwischen ihnen
* soziales Geschlecht ("gender") ist das Ergebnis sozialer Interaktionen und somit flexibel und veränderbar, nicht stabil
* beide Geschlechter werden benachteiligt (durch Stereotypisierungen und pädagogische Praktiken)


Geschlechtsbewusste pädagogische Grundhaltungen
* Hinterfragen von Verallgemeinerungen wie "typisch Junge" oder "typisch Mädchen"
* Kinder sowohl als Mitglied ihrer Geschlechtergruppe, als auch als Individuen sehen
* Jungen und Mädchen erfahren zeitlich und qualitativ die gleiche Zuwendung und Aufmerksamkeit
* gleicher Zugang und gleiche Teilhabe von Jungen und Mädchen an allen Lerninhalten und Lernräumen
* Leistungen von Jungen und Mädchen werden gleichermaßen gewürdigt
* bewusste Auswahl von Medien, da oft die Hauptrollen von Jungen dargestellt werden
* Balance finden zwischen gleichgeschlechtlichen Spiel- und Lerngruppen undgemischten
* auf Abbau von Statusunterschieden achten
* in Rollenspielen dazu ermutigen, Geschlechterrollenstereotypen zu überwinden (Mädchen als Feuerwehrfrau, Jungen versorgen das Baby)
* Sicherstellen, dass es zu keiner Diskriminierung und Ausgrenzung kommt, wenn sich Kinder "geschlechtsuntypisch" (Stereotypen) verhalten, also Jungen zB. gern mit Puppen spielen
* beim Sprechen darauf achten, zwischen männlicher und weiblicher Form bewusst abzuwechseln
* Austausch mit den Kindern über die verschiedenen Geschlechter


Was eine Erzieherin/ein Erzieher beachten sollte:
* Fachwissen über die Entwicklung der Geschlechtsidentität erlangen
* Selbstreflexion und Gespräche im Team
* geschlechtsbezogene Normen, Werte, Traditionen und Ideologien hinterfragen (zB. Jungen kämpfen gern, Mädchen interessieren sich nicht für Technik)
* Auseinandersetzung mit dem Berufsfeld der Erzieherin und den damit verbundenen Stereotypen (zB Feminisierung der frühen Kindheit)
* Reflexion der Bedeutung des erwachsenen Vorbildes in der Einrichtung
* langfristige Elternarbeit (Situation von Vätern und Müttern berücksichtigen, sie nicht nur als die Eltern sehen; auch andere Lebenssituationen, zB. Alleinerziehende und andere Kulturkreise berücksichtigen)



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen