Mittwoch, 30. Mai 2012

INFANS Eingewöhnungsmodell

Das INFANS Eingewöhnungsmodell, auch Berliner Modell wurde entwickelt von Laewen und Andres.
Das Modell teilt die Eingewöhnungszeit, die sich über einen Zeitraum von 1 bis 4 Wochen erstreckt, in 5 Phasen auf.

1. Phase: Erstkontakt
- Eltern werden über den Ablauf und die Bedeutung des begleitenden Eingewöhnens informiert
- Hinweis an die Eltern, dass diese die Hauptbindungspersonen bleiben
- Ziel: Trennungsängste der Eltern zu mildern

2. Phase: dreitägige Grundphase
- Kind hält sich mit einem Elternteil für 1-2h in der Krippe auf
- es findet in diesen Tagen kein Trennungsversuch statt

- Mutter (oder auch Vater):
* eher passiv, drängt Kind nicht
* akzeptiert, wenn Kind Ihre Nähe sucht
* ist der "sichere Hafen" zu dem das Kind bei Unwohlsein oder Überforderung zurückkehren kann
* sollte sich nicht anderweitig beschäftigen, sondern ihrem Kind die volle Aufmerksamkeit schenken

- Bezugserzieherin:
* vorsichtige Kontaktaufnahme ohne Drängen, durch Spielangebote oder Beteiligung am kindlichen Spiel
* Beobachtung des Verhaltens zwischen Mutter und Kind

3. Phase: Trennungsversuch am 4. Tag
- in dieser Phase wird eine vorläufige Entscheidung über die Dauer der Eingewöhnung getroffen
- einige Minuten nach dem Ankommen verabschiedet sich Mutter bewusst vom Kind und verlässt den Raum, verbleibt aber in der Krippe
- Bezugserzieherin beobachtet kindliche Reaktion bei Verabschiedung und Wiederkehr der Mutter (Frage: in welchem Maß benötigt Kind die Anwesenheit der Mutter?)

* Kind reagiert eher gleichmütig, zeigt weiterhin Explorationsverhalten, bleibt ansprechbar -> Ausweitung der Trennung auf 30min
* Kind weint, lässt sich durch die Bezugserzieherin aber rasch beruhigen -> Ausweitung der Trennung auf 30min
* zeigt das Kind Anzeichen von Erschöpfung, wird der Trennungsversuch abgebrochen
* Kind wirkt bei Weggang der Mutter verstört (erstarrte Körperhaltung) oder weint untröstlich, wird der Trennungsversuch abgebrochen

- kürzere Eingewöhnung (etwa 6 Tage):
*  klare Versuche der Kinder, selbst mit Belastungssituationen fertig zu werden
* Kind wendet sich dabei nicht an den begleitenden Elternteil
* Kind zeigt eventuell sogar Widerstand  gegen  ein  Aufnehmen
* Kind zeigt wenige  Blickkontakte  zu  Mutter
* Kind zeigt seltene oder gar keine, oft eher zufällig wirkende Körperkontakte zur Mutter


- längere Eingewöhnung (etwa 2-3 Wochen):
*  häufige Blickkontakte zu Mutter
* offene und unbefangene Annäherungen bis zum Körperkontakt während der ersten drei Tage und bei Rückkehr von Mutter nach der ersten Trennung
* nach Abbruch sollte mit dem nächsten Trennungsversuch einige Tage gewartet werden

4. Phase: Stabilisierungsphase
- Bezugserzieherin übernimmt im Beisein der Mutter immer mehr die Versorgung des Kindes (Füttern, Wickeln, sich als Spielpartner anbieten)
- Mutter überlässt es immer öfter der Erzieherin, auf die Signale des Kindes als erste zu reagieren
- Mutter hilft nur noch, wenn das Kind die Bezugserzieherin noch nicht akzeptiert
- bei kürzerer Eingewöhnung wird die Trennungsphase zeitlich ausgeweitet, am 5. und 6. Tag ist die Anwesenheit der Mutter in der Krippe notwendig, um bei Bedarf in den Gruppenraum geholt zu werden
- bei längerer Eingewöhnungszeit findet erst am 7. Tag ein erneuter Trennungsversuch statt
- Mutter entwickelt mithilfe der Bezugserzieherin ein kurzes Abschiedsritual, um die tägliche Trennung zu erleichtern

5. Phase: Schlußphase
- Mutter hält sich nicht mehr in der Krippe auf, ist aber jederzeit für den Notfall erreichbar
- Eingewöhnung gilt als abgeschlossen, wenn das Kind die Bezugserzieherin als "sichere Basis" akzeptiert und sich von ihr trösten lässt
- Kind hat das Recht bei Weggang der Mutter zu protestieren (Bindungsverhalten zeigen), es lässt sich aber von der Bezugserzieherin rasch beruhigen und wendet sich den Aktivitäten im Gruppenraum zu

!! Die Eingewöhnung verlangt von den Kindern eine hohe Anpassungsleistung. Es reagiert manchmal darauf mit starker Müdigkeit in der ersten Zeit nach dem Aufenthalt in der Krippe. Eltern sollten informiert werden, dass dies eine ganz normale Reaktion des Kindes ist. Idealerweise besucht das Kind in der dersten Zeit höchstens halbtags die Krippe !!


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